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ATLAS Verfahren (Zoll)

Inhalts­verzeichnis

Auf einem Containerschiff, welches auf dem Meer unterwegs ist, werden viele bunte Container transportiert.

Mit dem IT-Verfahren ATLAS digitalisiert und automatisiert die deutsche Zollverwaltung ihre Prozesse. Ehemals papiergebundene Dokumente wie Ausfuhranmeldungen werden auf diese Weise durch elektronische Nachrichten ersetzt. Richtig implementiert bringen digitalisierte Zollprozesse eine deutliche Beschleunigung und Vereinfachung der Zollabwicklung für Unternehmen mit sich.

Wofür steht ATLAS?

ATLAS ist die Abkürzung für Automatisiertes Tarif- und Lokales Zoll-Abwicklungs-System. Es handelt sich dabei um ein IT-System der deutschen Zollverwaltung, mit der die Behörde schriftliche Zollanmeldungen und Verwaltungsakte durch Nachrichten im elektronischen Format (XML, früher EDIFACT) ersetzt. Ziel der Software ist es, die Kommunikation mit der Zollverwaltung für Unternehmen sowie für die Behörde selbst zu vereinfachen und zu beschleunigen.

Bereitgestellt wird ATLAS und seine Teilverfahren vom Bundesministerium der Finanzen. Mithilfe des Systems erfolgt eine zentrale Speicherung aller Anmeldedaten von Wirtschaftsbeteiligten. Diese können dann von den einzelnen Dienststellen der Zollverwaltung abgerufen und bearbeitet werden. Dazu gehören Hauptzollämter, Zollämter und Zollfahndungsämter. Zudem übermittelt ATLAS die zur Zollabfertigung notwendigen Daten bei Bedarf an die anderen EU-Mitgliedsstaaten. 

Was ist das ATLAS-Verfahren?

Das Verfahren „ATLAS“ ist ein IT-Prozess, der eine weitestgehend automatisierte Abfertigung und digitale Überwachung des grenzüberschreitenden Warenverkehrs sicherstellt. Unterstützt werden mehrere Verfahrensteile. Die wichtigsten sind folgende:

  • ATLAS Einfuhr
  • ATLAS Ausfuhr
  • ATLAS Versand (NCTS)
  • ATLAS EAS (summarische Eingangs- und Ausgangsanmeldungen)

 

Aber welche Prozesse und Regelungen bezeichnen und beinhalten diese Komponenten bei näherer Betrachtung?

ATLAS Einfuhr

ATLAS Einfuhr richtet sich an Unternehmen, welche Waren aus Drittländern in die Europäische Union einführen. Denn diese Waren erfordern eine Einfuhranmeldung, um sie in eines der folgenden Zollverfahren zu überführen:

  • Verfahren der Überlassung zum zoll- und steuerrechtlich freien Verkehr
  • Zolllagerverfahren
  • Verfahren der aktiven Veredelung

 

ATLAS Ausfuhr

Der Unionszollkodex (UZK) verpflichtet alle Unternehmen in der EU dazu, am Automated Export System (kurz AES) teilzunehmen und Ausfuhrvorgänge elektronisch zu melden. In Deutschland erfolgt dies im nationalen IT-Verfahren ATLAS. Dies gilt unabhängig vom Beförderungsweg und für alle Ausfuhrvorgänge. Wann welches elektronische Verfahren zu wählen ist, entscheidet im Wesentlichen der (statistische) Warenwert:

  • Wert ab 3.001 Euro: Ein zweistufiges Normalverfahren (Regelfall) wird fällig.
  • Wert zwischen 1.001 und 3.001 Euro: Fordert ein vereinfachtes einstufiges Verfahren für Kleinsendungen.
  • Wert bis 1.000 Euro und eine Gesamtmasse von maximal 1.000 kg: Das exportierende Unternehmen entscheidet selbst, ob es eine elektronische Anmeldung vornimmt oder nicht.

 

Ergänzend unterstützt ATLAS Ausfuhr Überführungen in das Ausfuhrverfahren im Normalverfahren sowie auch vereinfachte Verfahren. Genauso wird die Überführung von Waren in die passive Veredelung abgebildet.

ATLAS Versand (NCTS)

NCTS steht für New Computerized Transit System und ermöglicht die Beförderung von Gütern, die sich nicht im zollrechtlich freien Verkehr (z.B. Nicht-Unionsware bei der Einfuhr oder Wiederausfuhr) sowie den Transit durch teilnehmende Länder. Dabei handelt es sich um eine Plattform, an der über 30 Länder beteiligt sind. Das System ist für die Überführung in das Versandverfahren sowie für dessen Beendigung und Erledigung zuständig. 

ATLAS EAS

EAS (summarische Eingangs- und Ausgangsanmeldungen)

Der Unionszollkodex besagt, dass für zu importierende und exportierende Waren bei den Zollbehörden summarische Eingangs- und Ausgangsanmeldungen elektronisch einzureichen sind. Erfüllen lässt sich diese Verpflichtung mit ATLAS EAS. Diese Meldungen dienen der IT-gestützten Risikoanalysen bevor Waren das Zollgebiet der EU erreichen bzw. verlassen. 

Wussten Sie schon?

Der internationale Handel erfordert spezielle Prozesse: Sie müssen Belege einfordern und vorhalten, korrekt Tarifieren und Zollgesetze berücksichtigen. Mithilfe von Softwarelösungen lassen sich diese Spezialanforderungen abbilden. Mit Global Trade Services (GTS) hat SAP eine eigens dafür entwickelte Lösung im Programm. Wer weniger umfangreiche Systeme nutzen will, kann auch die im ERP-System enthaltenen Funktionen nutzen. In diesem Artikel erklären wir, welche unterschiedlichen Lösungen es gibt, welche Funktionen jeweils unterstützt werden und für welche Anforderung welche Lösung die richtige ist.

Wie laufen Anmeldungen im ATLAS-Ausfuhrverfahren ab?

Um eine Ausfuhranmeldung mit ATLAS beim Zoll einzureichen, müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein. Zunächst benötigen Unternehmen dafür eine sogenannte EORI-Nummer (Economic Operators‘ Registration and Identification Number). Diese ermöglicht eine eindeutige Identifizierung von Wirtschaftsbeteiligten in der Europäischen Union. Erhältlich ist die Nummer kostenfrei bei der Generalzolldirektion. Zudem bedarf es einer BIN, der Beteiligten-Identifikations-Nummer.


Nun kommt die ATLAS-Software ins Spiel. Sofern noch nicht geschehen, müssen sich Unternehmen für die Nutzung des Systems registrieren. Sobald die Anmeldung erledigt ist, steht die Ausfuhranmeldung über ATLAS zur Nutzung bereit. Für die elektronische Anmeldung der Ausfuhr gibt es dann zwei Optionen: Die webbasierte Anmeldung über die sogenannte Internetausfuhranmeldung Plus (IAA) der deutschen Zollverwaltung oder die Nutzung einer geprüften und zertifizierten Teilnehmer-Software, welche den Ausfuhrprozess unterstützt und die Daten via Schnittstelle an das ATLAS-System übergibt. Im Übrigen kann solch eine Softwarelösung als Add-on auch vollständig in ein SAP-System oder anderes ERP-System integriert sein.

Nach der elektronischen Zollanmeldung geht es aus organisatorischer Sicht in folgenden Schritten weiter (Normalverfahren):

  1. Abgabe einer Ausfuhranmeldung per ATLAS (in der Regel 24 Stunden vor dem konkreten Warenversand)
  2. Prüfung der Zulässigkeit der Ausfuhranmeldung und automatisierte Risikoanalyse durch die Zollverwaltung
  3. Erhalt einer Arbeitsnummer per ATLAS
  4. Gestellung der Waren bei der Binnenzollstelle
  5. Prüfung des Ausfuhrvorganges durch die Binnenzollstelle und Überlassung der Waren zur Ausfuhr
  6. Erhalt des Ausfuhrbegleitdokuments (ABD) inklusive Movement Reference Number (MRN) und Barcode per ATLAS
  7. Versand der Ware unter Begleitung einer ABD-Kopie
  8. Gestellung der Waren bei der Ausgangszollstelle (EU-Außengrenze, Seehafen, Flughafen) und Vorlage der ABD-Kopie
  9. Beendigung des Ausfuhrverfahrens durch die Ausgangszollstelle
  10. Bestätigung der Warenausfuhr (u.a. für umsatzsteuerrechtliche Zwecke) per ATLAS (Ausgangsvermerk)

 

Welche Möglichkeiten bestehen zur Teilnahme an ATLAS?

Um Ausfuhren über ATLAS melden zu können, müssen die genannten organisatorischen und technische Voraussetzungen erfüllt sein. Dabei gibt es mehrere Optionen, um am ATLAS-Verfahren teilzunehmen:

Internetausfuhranmeldung Plus (IAA-Plus)

IAA-Plus ist die Online-Plattform der Zollverwaltung. Unternehmen können Daten und Dokumente dort manuell erfassen. Diese Variante ist jedoch aufwendig und fehleranfällig. Sie empfiehlt sich nur für Unternehmen und Privatanwender, die sehr selten Exporte in Drittländer vornehmen.

Stand-Alone-Software

Auf dem Markt existieren mehrere Stand-Alone-Softwarelösungen, welche die Kommunikation mit dem Zoll unterstützen. Die Systeme müssen von der Zollverwaltung geprüft und zertifiziert sein. Oft lässt sich Software dieser Kategorie nur schwer in eine bestehende Systemlandschaft einbinden. Teils ist hierfür die Entwicklung individueller Schnittstellen erforderlich, etwa zu einem ERP-System.

SAP GTS (Global Trade Services)

SAP GTS ist die SAP-Lösung für das Management aller Außenhandelsprozesse. SAP Global Trade Services ist sehr umfangreich und komplex. Großen Unternehmen mit vielschichtigen Zollprozessen kommt dies entgegen. Für mittelständische Unternehmen hingegen ist die Lösung häufig überdimensioniert.

Add-ons für das SAP-System

Für SAP-Systeme wie SAP ERP und SAP S/4HANA existieren eine Reihe von Zusatzlösungen, die speziell für die Bereiche Außenhandel und/oder Zoll geschaffen wurden. Tools dieser Art können eine gute Lösung sein, um dementsprechende Prozesse abzubilden und zu automatisieren. Anders als Stand-Alone-Systeme integrieren sich die Plug-ins nahtlos in das SAP-System.

Welche Vorteile hat das ATLAS-Verfahren?

Die Teilnahme am ATLAS-Verfahren hat zahlreiche Vorzüge für Unternehmen. Zunächst sorgt sie für vereinfachte und beschleunigte Prozesse in der Zollabwicklung. Zudem bewirkt ATLAS gegenüber der papiergebundenen Abwicklung eine deutliche Verfahrensverbesserung, da Unterlagen wie Rechnungen und Präferenznachweise bei der Abfertigung nicht mehr vorgelegt werden müssen. Hierdurch reduziert sich der Papierverbrauch. Nicht zuletzt verbessert ATLAS die Transparenz im Einfuhr- und Ausfuhrbereich.

Fazit

Insgesamt hat ATLAS im Vergleich zum früheren, papierbasierten Vorgehen zahlreiche Vorteile in Zollabwicklung gebracht. Denn in diesem Fall lassen sich die gesetzlich vorgeschriebenen Meldungen fehlerfrei, rechtssicher und gleichzeitig ressourcenschonend abwickeln.

FAQ

Die wichtigsten Begriffe im Rahmen des ATLAS-Verfahrens erklären wir hier:

ATLAS ist das IT-Verfahren der Zollverwaltung zur Automatisierung der Abfertigung und zur Überwachung des grenzüberschreitenden Warenverkehrs.

ATLAS ist eine Abkürzung für das Automatisierte Tarif- und lokale Zollabwicklungssystem. Dabei handelt es sich um einen elektronischen Dienst der deutschen Zollverwaltung, der eine papiergebundene Zollabwicklung abgelöst hat.

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